14 Schüler:innen der Oberschule an der Egge haben in der vergangenen Woche das französische Murat besucht und sich mit Gleichaltrigen ausgetauscht. Der Besuch war der Auftakt eines gegenseitigen Jugendaustausches, der in Zukunft regelmäßig stattfinden soll. Denn Bremen und Murat verbindet eine traurige Geschichte: Am 24. Juni 1944 war das kleine Städtchen Opfer einer sogenannten „Vergeltungsmaßnahme“ der deutschen Wehrmacht geworden.
Es war das allererste Mal, dass Schüler:innen aus Bremen den Ort in Auvergne besuchten. Begleitet wurden sie von ihren Lehrkräften Lamine Diop und Liz Kapala.
Der Hintergrund: Im Sommer 1944 wurden 120 Männer aus Murat im Rahmen einer sogenannten „Vergeltungsaktion“ von deutschen Soldaten verschleppt. Viele von ihnen wurden zur Zwangsarbeit beim Bau des heutigen Denkorts Bunker Valentin in Bremen-Farge eingesetzt. Nur 34 von ihnen überlebten und konnten ein Jahr später nach Murat zurückkehren. Für die Schüler:innen der Oberschule an der Egge haben die Ereignisse unmittelbar lokalen Bezug: Die Oberschule in Bremen-Nord liegt nur wenige Kilometer vom Denkort Bunker Valentin entfernt.
Nach ihrer Ankunft in Murat besuchten die Schüler:innen den Gedenkort für die Deportation und lernten Mitglieder der betroffenen Familien kennen. Die anschließende gemeinsame Schweigeminute am Denkmal in Murat war für die Jugendlichen ein bewegender Moment. Bürgermeister Gilles Chabrier dankte den Bremer:innen für ihr Interesse an der gemeinsamen Geschichte.
Neben der historischen Einordnung stand bei dem Besuch aber auch der sportliche und kulturelle Austausch zwischen den deutschen und französischen Jugendlichen im Fokus. Unter anderem eine Verköstigung in einer örtlichen Käserei sowie zahlreiche Basketball- und Fußballpartien ließen Sprachbarrieren schnell in den Hintergrund treten. Trotzdem installierten noch vor Ort einige der Nordbremer Schüler:innen Handy-Apps, um mit dem Französisch zu lernen zu beginnen.
Organisiert und finanziert wird der Austausch, der künftig wechselseitig stattfinden soll, von der Bremischen Bürgerschaft, der Senatskanzlei, dem Deutsch-Französischen Jugendwerk und der Landeszentrale für politische Bildung. Im nächsten Jahr sollen Jugendliche aus Murat die Hansestadt besuchen.
Am Jahrestag des Überfalls finden in Murat jährlich umfangreiche Gedenkveranstaltungen statt, die an die Opfer und ihren Familien erinnern. Bereits in den vergangenen Jahren haben auch Mitglieder des Präsidiums der Bürgerschaft daran teilgenommen, erstmals 2014 Bürgerschaftspräsident Christian Weber. Auch Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer wird in diesem Sommer in die kleine Stadt reisen.
(Quelle: https://www.buergerschaft.bremen.de/index.php?id=35&tx_ttnews%5Btt_news%5D=2115&cHash=2088a83678429318f3c2211c40a847ed)