In der Woche vom 5. bis 9. Mai 2025 fand an der Oberschule an der Egge der Besuch im Rahmen des deutsch-französischen Jugendaustauschs mit der Stadt Murat statt. 24 Schüler:innen des Collège Georges Pompidou und des Lycée de Murat besuchten ihre deutschen Austauschpartner:innen in Bremen. Bereits im Herbst 2024 hatten 14 Jugendliche aus Bremen Murat besucht – nun wurde der Austausch mit einem Besuch und einer neuen Schüler:innen-Gruppe in der Hansestadt fortgesetzt.
Im Mittelpunkt der Woche stand die gemeinsame Auseinandersetzung mit der historischen Verbindung zwischen Murat und Bremen. Am 24. Juni 1944 war Murat Ziel einer brutalen „Vergeltungsmaßnahme“ der Wehrmacht, bei der 120 Männer aus dem Ort verschleppt wurden. Viele von ihnen wurden nach Bremen-Farge deportiert, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit am Bau des U-Boot-Bunkers „Valentin“ leisten mussten. Nur 34 der Männer kehrten ein Jahr später nach Murat zurück. Der heutige Denkort Bunker Valentin, nur wenige Kilometer von der Oberschule an der Egge entfernt, erinnert an dieses Kriegsverbrechen und wurde im Rahmen des Austausches erneut gemeinsam besucht.
Ein besonders intensiver Moment der Woche war ein gemeinsamer Besuch der Oberschule an der Egge. Dort erhielten die französischen Gäste nicht nur einen Einblick in das deutsche Schulsystem, sondern nahmen auch an einem bewegenden digitalen Austausch teil: In einer Videokonferenz sprach die gesamte Gruppe mit einem direkten Nachfahren eines der verschleppten Männer aus Murat. Dieser persönliche Erfahrungsbericht verknüpfte die historischen Fakten mit individuellen Schicksalen und hinterließ bei vielen Jugendlichen einen bleibenden Eindruck.
Besonders eindrücklich war ebenfalls die Gedenkveranstaltung am Donnerstag, bei denen die Jugendlichen beider Länder teilgenommen und mitgewirkt haben. Sie fand am 8. Mai – dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus – am Bunker Valentin statt und verlieh dem Anlass eine zusätzliche historische Tiefe. In Beiträgen, Reden und einer Schweigeminute erinnerten die Schüler:innen und alle anderen Beteiligten an das Schicksal der Verschleppten und setzten damit ein starkes Zeichen für Erinnerung und Verantwortung. Für viele war dies der bewegendste Moment der Woche.
Neben den historischen Programmpunkten bot die Begegnung auch viele Gelegenheiten für persönlichen Austausch und gemeinsames Erleben. So standen ein Empfang im Institut Français, eine Stadtführung durch Bremen, ein Besuch im Rathaus sowie ein Tagesausflug nach Cuxhaven mit einem Spaziergang am Meer auf dem Plan. Trotz anfänglicher Sprachbarrieren gelang es den Jugendlichen schnell, in Kontakt zu kommen – unterstützt durch kreative Sprachspiele, gemeinsame Aktivitäten und viel Offenheit auf beiden Seiten. Es entstanden Freundschaften, die über die Begegnung hinaus bestehen sollen.
An dieser Stelle vielen Dank an die Bremer Bürgerschaft für die Unterstützung, bei der Organisation und Finanzierung des Austausches. Ziel ist es, die Begegnungen regelmäßig stattfinden zu lassen und die gemeinsame Erinnerungskultur zwischen Bremen und Murat langfristig zu stärken. Ein Rückaustausch ist für das kommende Schuljahr bereits in Planung – voraussichtlich im Juni 2026 werden Bremer Schüler:innen erneut nach Murat reisen. Gleichzeitig möchten wir uns bei Frau Kapala und Herrn Diop bedanken, die diesen Austausch möglich gemacht haben!