Anlässlich der Bürgerschafts- und Beiratswahlen in Bremen konnten sich Schülerinnen und Schüler an unserer Schule hautnah mit der Wahl befassen. Da das Mindestwahlalter bei 16 Jahren liegt, waren viele Schüler*innen in den höheren Jahrgängen am 14. Mai als Erstwähler*innen wahlberechtigt. Neben der politischen Bildung im regulären Fachunterricht haben Schüler*innen aus der E-Phase, unterstützt durch ihre Politiklehrkräfte, Politiker*innen der großen, wählbaren Parteien zu einer Podiumsdiskussion am 28. April in die Schule eingeladen und befragt. Außerdem hat die Oberschule erneut an der Juniorwahl teilgenommen, bei der die Schüler*innen in den Rollen von Wahlhelfer*innen und Wähler*innen den Wahlakt in der Schule simulieren.
Für die Organisation der Podiumsdiskussion waren die Schüler*innen der E-Phase zuständig. Die Themenbereiche „Schule und Bildung“, „Gleichberechtigung und Anti-Diskriminierung“ und „Innere Sicherheit“ wurden von den Schüler*innen aller Klassen per Abstimmung ausgewählt. Jeweils zwei Schüler*innen der Klassen 22a, 22b, 22d und 22e haben die Veranstaltung arbeitsteilig moderiert. Während Paula und Marissa aus der 22e die Rahmenmoderation übernahmen, teilten die anderen Schüler*innen die drei Themenbereiche unter sich auf.
Auf der Bühne sprachen unsere Schüler*innen mit Hans-Gerd Thormeier (CDU), Tobias Huch (FDP), Ute Reimers-Bruns (SPD), Dariush Hassanpour (Linke) und Christopher Hupe (Grüne). Vor einer voll besetzten Aula sprachen die Diskutant*innen zunächst über die Innere Sicherheit. Im Gespräch über Drogenpolitik und die Sicherheit im öffentlichen Raum haben sich in den kurzen Einlassungen der Kandidat*innen unterschiedliche Schwerpunktsetzungen gezeigt.
Nachdem die Moderation von Nele Jeske und Marua Acar (22d) auf Sophia und Leonie L. (22b) übergangen war, wurde das Thema Gleichberechtigung und Anti-Diskriminierung angesprochen. Hier waren sich alle Beteiligte einig, dass das Ziel eine von Gleichberechtigung geprägte Gesellschaft ohne Diskriminierung sei. Die Kandidat*innen haben dabei jedoch unterschiedliche Ansätze genannt, wie sie dieses Ziel erreichen möchten.
Im letzten, von Besim Cava und Anika Schmidt (22a) moderierten Themenblock wurde das Thema Bildung und Schule besprochen. Einig war man sich, dass das Schulwesen von Problem geplagt sei. Wenig überraschender Weise haben die Oppositionspolitiker von CDU und FDP die Vertreter*innen der Regierungskoalition von SPD, Grünen und Linkspartei dafür verantwortlich gemacht, während Letztere über Bemühungen ihrer Regierung zur Linderung berichten konnten.
Die Schüler*innen haben sich konkret auch dafür interessiert, wie die Politiker*innen zu alltagspraktischen Lerninhalten wie das Ausfüllen einer Steuererklärung stehen. An dieser Frage hat sich ein intensiver Austausch ergeben. Insgesamt hat das Organisationsteam nach der Podiumsdiskussion jedoch bilanziert, dass man sich ein stärker von Diskussion geprägtes Gespräch gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz haben sich die fünf Kandidat*innen gut mit ihren jeweiligen politischen Positionen darstellen können. Nach der Diskussion auf der Bühne konnten die Schüler*innen an Standtischen Wahlkampf- und Informationsmaterial von den Politiker*innen erhalten und offen gebliebene Fragen im kleinen Kreis erörtern.
Viele ältere Schüler*innen, die bei der Podiumsdiskussion dabei waren, gaben später an, sich vorstellen zu können, einen oder eine der Politiker*innen auch zu wählen. Dass die Schüler*innen gut informiert zur Wahl gehen konnten, war ein zentrales Ziel der Veranstaltung. Die Hemmschwelle zur Stimmabgabe am 14. Mai sollte gesenkt werden. Das Event demonstriert außerdem das Engagement und den Ehrgeiz unserer Schüler*innen, sich aktiv in gesellschaftliche Diskurse einzubringen und ihre Bildungserfahrung durch praktisches Lernen zu erweitern.
Das zweite Instrument, mit dem die Schüler*innen sich auf ihre erste Wahl vorbereiten konnten, war die Juniorwahl. Dabei konnten interessierte Klassen und Profile ab dem siebten Jahrgang teilnehmen. In einer Schulung der Wahlhelfer*innen wurden je zwei Schüler*innen jeder Klasse darauf vorbereitet, ihre Mitschüler*innen durch den simulierten Wahlakt zu führen. Die Wahl fand gruppenweise in der Woche vor der Bremenwahl statt.
Den Wahlakt im eigens hergerichteten Wahlraum durchzuführen, war für die Schüler*innen ein besonderes, neuartiges Erlebnis. Die Schüler*innen konnten so ein demokratisches Grundrecht eigenständig erfahren; nicht zuletzt deshalb, weil die Ergebnisse der Wahl auch veröffentlicht wurden. Eine Herausforderung war das komplizierte Wahlecht, bei dem die Wähler*innen je fünf Stimmen für Bürgerschaft und Beirat auf Parteien und Personen verteilen durften. Viele Erstwähler*innen haben berichtet, dass es gut war, sich damit schon vor dem Wahlsonntag beschäftigt zu haben.
Bei der Wahl wurden insgesamt 211 Wahlzettel abgegeben. Wahlgewinnerin ist, wie bei der tatsächlichen Wahl, die SPD. Stark konnte auch die FDP bei den Schüler*innen überzeugen. Die genauen Ergebnisse hängen in der Schule auf den Fluren aus. Bedeutsamer noch als diese Ergebnisse ist aber, dass die Schüler*innen die Gelegenheit nutzen konnten, politische Handlungsmöglichkeiten auszutesten. Wir freuen uns darauf, solche Veranstaltungen in Zukunft fortzusetzen und damit das Lernen zu einem noch lebendigeren und relevanteren Erlebnis zu machen.